26 Oktober 2009

Pass auf Hamburg!

Ein wunderbares Beispiel dafür, wie man sein Glaubwürdigkeit verspielt...

18 Oktober 2009

Die reine Wahrheit!

Mal angucken und die Kommentare darunter lesen... Gruß Wolf Achim Wiegand

18 August 2009

Social Media - Nur ein kurzer Hype?

"Es ist das Buzzword der Web 2.0-Generation - Social Media. Überall "socialt" es in diesen Tagen: Auf dem Mikroblogging-Kanal Twitter, der Foto-Community Flickr oder natürlich auf dem größten sozialen Netzwerk der Welt, Facebook. Doch was macht Social Media nun tatsächlich aus?" fragt das Kommunikationsportal http://meedia.de.

"Social Media Newsrooms werden die statischen Pressebereiche ablösen", prognostiziert Matthias Bonjer, Managing Partner von Zucker.Kommunikation.

Aber eine von PR-COM durchgeführte Untersuchung zeigt, dass nur ein Drittel der Dax-Konzerne bei Twitter überhaupt aktiv ist, darunter Unternehmen wie die Deutsche Börse, ThyssenKrupp oder die Deutsche Post. Ein großer Konzern wie die Allianz hat es beispielsweise auf ganze 180 Tweets und lediglich 250 Follower gebracht, bei BMW sind bislang kümmerliche 100 Leser den armseligen 69 Tweets gefolgt.

Was also ist dran an den SOCIAL MEDIA? Kurzer Hype oder Future? Ich freue mich auf Ihre Diskussionsbeiträge.

12 Februar 2008

BANKSKANDAL: PR und Vermarktung

Die Geschichte des Milliarden-Jongleurs Jérome Kerviel, der die französische Großbank Société Générale um fast fünf Milliarden Euro schädigte, wird zum großen Reibach und zur PR-Schlacht. Der 34jährige Angestellte hat einen eigenen PR-Berater engagiert. Agenturen, Verlage und Filmhäuser wollen Kapital aus seiner Tat schlagen - so, als sei sie eine Art Robin-Hood-Story.

Britische Buchmacher haben bereits Wetten laufen, wer die Filmrollen von Kerviel und Société-Générale-Chef Daniel Bouton übernimmt. Beste Chancen werden Olivier Martinez, dem Freund der Popsängerin Kylie Minogue, und Gérard Dépardieu eingeräumt. In Frankreich sollen bereits Ende Februar drei Bücher über den Skandal erscheinen. Den Hauptgewinn - einen Exklusivvertrag mit Kerviel selbst - hat bisher allerdings noch keiner der Verlage ergattert.

PR-Berater des Skandalhändlers ist Christophe Reille, ein auf Krisenkommunikation spezialisierter Ex-Journalist.
Er wolle Kerviel vor dem Ansturm der Öffentlichkeit schützen, sagt er. Reille beriet bereits den wegen des Verdachts auf Insiderhandel gefeuerten EADS-Chef Noël Forgeard und den russischen Nickel-Oligarchen Michail Prokhorow, der mit einem Callgirl-Ring zusammenhängen soll. Auch Denis Gautier-Savagnac, der kürzlich wegen einer geheimen Streikkasse als Chef des Arbeitgeberverbandes der französischen Metaller zurücktreten musste, engagierte Reille.

Der Vorstand der Société Générale beschäftigt gleichfalls mehrere Kommunikationsagenturen. Besonders glücklich hat er allerdings bisher nicht agiert. In der Öffentlichkeit wird kolportiert, der Skandalhändler sei nur ein Sündenbock zur Verdeckung von Schlimmerem. Eine ganzseitige Anzeige der Société Générale mit einem Pardon für den "bedauerlichen Unfall" (fünf Milliarden Euro) wirkte wie die berühmte "Peanut"-Bemerkung von Deutsche Bank-Chef Hilmar Kopper im Jahre 1994.

Quelle: welt-online.de

MAULKORB? Olympioniken an der Kandare


Aufregung um das britische Olympiateam. Der nationale Verband will den Sportlern bei den Spielen in Peking per Vertrag politische Äusserungen vorschreiben bzw. verbieten:
Die Olympioniken von der Insel sollen 1. ein "Medientraining" absolvieren und 2. vorgefertigte Antworten für Fragen nach chinesischen Menschenrechtsverletzungen an die Hand bekommen.
Nach heftiger Kritik ruderte der Geschäftsführer des britischen Olympischen Komitees, Simon Clegg, zurück. Man habe den 32-seitigen Vertrag, der weit über die olympische Charta hinausgeht, wegen der "politischen Empfindlichkeiten" in China entworfen.
Manche britische Kommentatoren verglichen das Redeverbot mit der Direktive des englischen Fußballverbandes 1938, als die Gäste beim Spiel gegen Deutschland im Berliner Olympiastadion den Hitlergruß beim Abspielen der Nationalhymnen entbieten mussten.
Pikant: Thronfolger Prinz Charles hat seinen Besuch der Spiele in Peking wegen der chinesischen Menschenrechtsverletzungen in Tibet abgesagt. Seine Nichte, die Reiterin Zara Phillips, nimmt dagegen aktiv teil. Das Olympische Komitee versprach nach der Kritik, es wolle den britischen Sportlern - und damit auch der Queen-Enkelin - nun helfen, sich eine "eigene Meinung" zu bilden.


Quelle: taz.de

24 Januar 2008

Nokia: "Kopfloses Krisenmanagement"


Mangelnde Öffentlichkeitsarbeit bei Handyhersteller

Das Krisenmanagement der wertvollsten Marke Europas ist im wahrsten Sinne des Wortes 'kopflos'. Auch Tage nach Bekanntgabe des heftig kritisierten Schließungsbeschlusses für das Werk in Bochum hat sich noch kein leitender Manager vor der Presse blicken lassen.

Damit überlässt Nokia (Gewinn 2007: 7,2 Milliarden Euro = 67 Prozent plus) die Informationshoheit fahrlässig seinen Gegnern. Das finnische Vorzeigeunternehmen verliert daher an Image und droht dauerhaften Schaden zu nehmen.

Ein 'Nokia-Gesicht' ist derzeit nicht auszumachen. In den Fernsehnachrichten sieht man nur Betroffene, Gewerkschafter und empörte Politiker, aber vom Unternehmen niemanden.



Dass der Konzern nun seine traditionell übliche Bilanz-Pressekonferenz durch ein Telefonmeeting mit Journalisten ersetzt hat, das ist ein weiteres Indiz für mangelnde Souveränität. Nokia hat sich selbst aus der öffentlichen Debatte abgemeldet, das Unternehmen wirkt in der Öffentlichkeit kalt und nicht wie eine 'caring company'.



In Zeiten der Corporate Social Responsibility (CSR) genügt es aber keineswegs, Krisen nach Art des Vogel Straußes hinter verschlossenen Türen abzusitzen. CSR erfordert zugleich zwingend klare 'Chief Executive Responsibility' (CER).



Das bedeutet: der Unternehmenschef muss sich bei einschneidenden Ereignissen persönlich stellen und seinen Kopf für die berechtigten Besorgnisse der Öffentlichkeit hinhalten. Denn das Prestige des CEO formt ganz besonders in Krisenzeiten die Meinung über ein Unternehmen: die Reputation des Chefs ist ein wesentlicher Faktor für Firmenerfolg.



Nokia läuft durch seine unpersönliche Kommunikation Gefahr, sein bislang gutes Markenimage in Deutschland zu "verbrennen". Nachdem selbst deutsche Bundesminister mehr oder weniger versteckte Boykottaufrufe erlassen haben, prophezeien Wirtschaftsexperten bereits spürbare Umsatzrückgänge.



Das Wegducken des Managements hat sich für das Renommee Nokias jedenfalls nicht positiv ausgewirkt.

20 September 2007

Denglische Bahn - DB-Chef ist "Sprachpanscher"


Hartmut Mehdorn wurde unlängst ein zweifelhafter Titel verliehen: "Sprachpanscher 2007".
Der Verein Deutsche Sprache (VDS) "ehrte" damit die "Verdienste" des Bahnchefs dafür, dass Schalter bei der Bahn "counter", Bahnhofstoiletten "McClean"und Auskunftstische "service-points" heißen - Letzteres ein in keiner Sprache der Welt üblicher Begriff.

Der 30.000 Mitglieder zählende VDS hatte bereits Mehdorns Vorgänger Johannes Ludewig mit dem Titel "Sprachpanscher" ausgezeichnet. VDS-Vorsitzender Walter Krämer fürchtet, dass englische Worte deutsche Entsprechungen zunehmend verdrängen.

Die Bahn reagierte gelassen. Niemand habe sich durch englische Bezeichnungen vom Zugfahren abhalten lassen, sagte ein Sprecher. Die Sprache der Bahn sei schließlich ein Spagat zwischen den Ansprüchen verschiedener Zielgruppen. Dazu gehörten auch internationale Reisende und Touristen.


Übrigens:


Geht es nach der Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" des Bundestags, sollen Schilder in öffentlichen Gebäuden, Gesetzestexte oder Formulare künftig in verständlicher deutscher Sprache formuliert sein. In dem Gremium sitzen Politiker aller Parteien und Künstler wie der Sänger Heinz Rudolf Kunze. "Uns geht es nicht um Deutschtümelei, sondern um die Pflege der deutschen Sprache als Kulturgut", sagt die Vorsitzende der Enquete-Kommission, Gitta Connemann (CDU), im Hamburger Abendblatt.


Auch die Unionsfraktion fordert in einem Positionspapier einen "sprachlichen Verbraucherschutz". Die SPD erklärt, sie sehe ebenfalls "die Notwendigkeit", sich mit dem Thema zu beschäftigen, warnt aber davor, zu einer "Reinheit der deutschen Sprache zurückkehren zu wollen", so die stellvertretende verbraucherpolitische SPD-Sprecherin Elvira Drobinski-Weis


Die Vermengung deutscher und englischer Ausdrücke zu "Denglisch" nimmt zu, obwohl laut einer Studie der Europäischen Kommission mehr als ein Drittel der Deutschen keine Fremdsprache spricht. Viele Menschen werden ausgegrenzt, weil sie die englische Sprache nicht verstehen.


Doch nicht nur aus Verbraucherschutzgründen fordert die Enquete-Kommission den stärkeren Schutz der deutschen Sprache. Die Kommission sieht auch den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr. "Deutsch war einst Wissenschaftssprache, wird aber zunehmend durch Spanisch und Englisch verdrängt", sagte Connemann.


Ein Manko liegt auch in Brüssel: Obwohl Deutsch in der Europäischen Union (EU) die meistgesprochene Muttersprache und eine der drei Amtssprachen sei, würden viele EU-Dokumente nur auf Englisch oder Französisch veröffentlicht werden. "Das behindert langfristig den Einfluss der deutschen Sprache und schadet dem Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland", sagte Connemann. Hier müsse die Bundesregierung ihren Einfluss stärker geltend machen.


Ende des Jahres sollen alle Handlungsempfehlungen der Enquete-Kommission vorgestellt werden. Juristisch bindend sind die Vorschläge allerdings nicht.
Quelle: u. a. Hamburger Abendblatt

Bruch-Airline überpinselt Flugzeug-Logo



Eine eigenwillige Form der Krisenbewältigung hat die taiwanesische Fluglinie China Airlines kürzlich praktiziert:


Nachdem am 20. August auf dem Okinawa-Naha Airport eine Boeing 737-809 in Flammen aufgegangen und total zerstört worden war, ließ die Gesellschaft das Logo und den Firmennamen am Wrack überpinseln. Offensichtlich wollte man so imageschädliche Pressefotos verhindern.

Ob der Logo-Coverup am ausgebrannten Rumpf letztlich rufschädigend oder nützlich war, das ist sehr fraglich. Fernsehkameras hielten nämlich fest, wie Bodentechniker in grünen Arbeitsanzügen den Namen China Airlines und das Blumensymbol weißten. Der Carrier hatte dafür zwar die Erlaubnis der japanischen Behörden eingeholt, aber die Bilder vom Übertünchen gingen um die Welt, begleitet von kritischen Untertönen.

Noch zu Protokoll:

Die schon öfter in Bedrängnis geratene China Airlines hatte bei dem Vorfall Glück im Unglück. Alle 157 Passagiere und die acht Besatzungsmitglieder hatten sich kurz nach der Landung über Notrutschen in Sicherheit bringen können - acht Minuten nach der Landung explodierte der Flieger. Den Ermittlungen zufolge hatte sich eine Mutter gelöst und ein Leck in einen Treibstofftank gerissen.

Persönliche Präsenz immer wichtiger

Ist es nicht komisch?
Auch Sie haben 13 oder gar noch mehr Jahre die Schul- oder Unibank gedrückt.
Dort haben Sie gelernt, wie man richtig schreibt.
Dennoch könnten Sie zu denjenigen gehören, die sich bislang noch keine 15 Minuten damit beschäftigt haben, wie man öffentlich spricht.
Dabei bauen Worte negative oder positive Emotionen beim Gegenüber auf.
Ist es nicht Zeit für Ihre Investition in ein Auftrittscoaching?

Übrigens: Manche Manager meinen allen Ernstes, die Fähigkeit von Führungskräften für öffentliche Auftritte werde immer unwichtiger. Als Argument wird vorgebracht: die zunehmende e-Kommunikation schränke persönliche Präsentationen ein und Terrorgefahr sowie steigende Reisekosten erzeugten weniger Vor-Ort-Präsenz.

"Falsch!" sagt US-Redeexperte TJ Walker:

1. Je mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten, desto wichtiger sind Netzwerke wie Business Clubs, in denen man sich darbieten muss.
2. Direkte Kundenbesuche mögen weniger werden,aber die Eventindustrie verzeichnet einen Gegentrend: die Zahl der Kongresse, Meetings und Messen mit Auftrittsforen nimmt zu.
3. Das Internet bietet längst keine reine Textkommunikation mehr, sondern ist ein Video- und Audiomedium geworden, das persönliche Selbstdarstellungen erfordert.

"Ich sage voraus, dass Firmensprecher künftig Web, Video und Audio nutzen müssen, um jedem Sitebesucher das Wer, Was, Wann, Wo und Warum ihres Unternehmens klar zu machen - und zwar in Essenzform" (TJ Walker).

09 August 2007

THE CEO IS THE MESSAGE


Medien-Philosoph Marshall McLuhan postulierte einst: “The Medium is the Message”.

Heute kann man sagen: "Der CEO ist die message".

Das Problem in vielen Chefetagen: er weiss es nur noch nicht.

So sollte man jedenfalls meinen, wenn man das kommunikationsschädliche Verhalten mancher Firmenchefs sieht. Dabei ist es so:

"Die Vorstände geben Unternehmen ein Gesicht". So ein Studienergebnis des Medienanalyse-Instituts Media Tenor, Bonn. Grund für das "Phänomen der medialen Personalisierung" sei der Wandel zur Mediendemokratie.

Heutzutage - so Media Tenor - sei der Manager ähnlich wie der Politiker die Verkörperung eines Programms: einer Strategie, einer Unternehmenskultur und eines Führungsstils. Deshalb hat Unternehmenskommunikation oft weniger mit Fakten, als mit Köpfen zu tun.

Journalistische Stories machen sich an Chefs fest, denn "komplexe Strukturen lassen sich durch eine Person kompakter darstellen" (Media Tenor). Freilich: Journalisten suchen sich auch "Opfer". Das hat dieser Tage der Energiekonzern Vattenfall zu spüren bekommen. Seine Außenwirkung nach den Störfällen in den Atommeilern Krümmel und Brunsbüttel hat das Unternehmen Geld und die Führung den Kopf gekostet. "Vattenfall ist das Strahlen vergangen", unkte "Der Standard" (Wien). Die taz (Berlin) trat nach: "Vattenfall nun ohne GAU-Leiter".

Vorstände sind der entscheidende Auslöser für Reputationsprobleme. So auch die Quintessenz einer neuen Studie der PR-Agentur Weber Shandwick. Dabei ist Kommunikation im Infozeitalter die beste Chance, imagebildend und damit wertsteigernd zu wirken. Das gilt für gute wie für schlechte Zeiten. Man muss Kommunikation nur richtig betreiben...

19 Juni 2007

Klebrige Cola am Reporterfinger?

Journalistische CocaCola-Effekte


Medien müssten unabhängig sein von Politikern, sagte die schweizerische Bundesrätin Doris Leuthard (CVP) bei der Verleihung des Zürcher Journalistenpreises am 12. Juli 07 vor versammelter Polit- und Medienprominenz. Das gelte aber auch umgekehrt: «Für den Politiker sollten ebenso wenig die Zahl der eingereichten Vorstösse als auch die Zahl der selber inszenierten Medien-Hipes zur Messlatte für die Wiederwahl werden.» Politiker und Medienleute sollten sich deshalb nicht ins gleiche Boot setzen.


Aber sie habe nichts dagegen, «wenn Sie uns in einem anderen Boot begleiten, denn Sie können genau beobachten und dort Distanz halten, wo Politiker in gefährliche Strudel hineinmanövrieren».


Die Erwartungen, die sie als Bundesrätin in Politik und Verwaltung setze, habe sie auch an die Medienschaffenden: «Von ihnen erwarte ich mehr als nur Cola-Effekte.» Gemeint sind die Auswirkungen von vor dem Öffnen zu kräftig geschüttelten Flaschen: klebrige Finger und die Hälfte verschüttet.


Dass die Medien gerne Selbstdarsteller ins Scheinwerferlicht rückten und Indiskretionen genüsslich ausbreiteten, sei ihnen dabei nicht übel zu nehmen. Als «scheinheilig» bezeichnete Leuthard aber jene Medien, die aktiv Plattformen oder sogar Entschädigungen an «Indiskretionisten» anböten.


Hingegen begrüsste die Bundesrätin, wenn sich Medienschaffende die Mühe machten, ein Thema länger als nur 20 Minuten zu verfolgen. Legislative, Exekutive wie auch Stimmbürgerinnen und Stimmbürger seien auf eine sachliche und kritische Berichterstattung angewiesen, denn: «Nur Qualität führt dazu, dass das Verfalldatum journalistischer Beiträge das Data auf dem Joghurt überdauert und die Medienlektüre nicht zum intellektuellen Junkfood wird.»


Homepage: http://www.doris-leuthard.ch/

08 Juni 2007

Grässlicher PR-Einfluss?


  • Ist der zunehmende Einfluss der Public Relations auf den Journalismus "grässlich", wie Jan-Eric Peters, Leiter der Axel Springer Academy, kürzlich öffentlich beklagte?

  • Ist die verstärkt zu beobachtende Symbiose zwischen PR und Medien schlicht ein Zeitentrend?

  • Oder kann es sein, dass deutsche Journalisten - auch durch verlegerischen Kostendruck - zu schwach sind, die süße Versuchung wohlfeilen Tands von Spin-Doktoren und Öffentlichkeitsarbeitern fernzuhalten?
Die wieder aufgeflammte Diskussion um Ethik im Journalismus geht einher mit dem Nachdenken über Corporate oder Social Responsibility von Wirtschaftsunternehmen. Beide Teile sind jeweils die andere Seite der Kommunikationsmedaille. Das managermagazin wies kürzlich nach, dass mancher Top-Manager immer noch meint, Print- und elektronische Medien mit dem Gängelband führen zu können - oder durch Tarnen & Täuschen.


Doch wer sich so beraten lässt, der ist falsch gewickelt. Denn:

  1. ist die Pressefreiheit grundgesetzlich geschützt und

  2. steht es Firmenlenkern gut an, die Zeichen der Transparenz und Glaubwürdigkeit im Zeitalter der globalisierten Informationsgesellschaft zu erkennen.
Nicht nur in der Wirtschaft, selbst in der Kunst gibt es Leute, die Medien als reine Plattform für die eigene Inszenierung verstehen. Im vergangenen Jahr herrschte bei Journalisten große Aufregung um knebelnde Verträge für die Berichterstattung über die Robbie Williams-Tournee; Nachrichtenagenturen und Lokalzeitungen verzichteten aus Protest auf Berichte, Deutschlands meistgehörter Radiosender SWR3 beendete seine Kooperation mit dem Pop-Sänger.


Robbie Williams war kein Einzelfall. Immer häufiger wollen Musikmanagements die

Information über ihre Künstler komplett kontrollieren. So, wie Beyoncé:
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat Text- und Bildjournalisten davon abgeraten, den Akkreditierungsvertrag zu den Konzerten des US-Popstars Beyoncé in Deutschland zu unterschreiben. Begründung: es handele sich um einen Knebelvertrag. So sollten Fotos nur während der ersten 30 Sekunden des Konzertes aufgenommen werden dürfen, TV-Kameras nach der ersten Minute des ersten Songs abgeschaltet werden und Fotoagenturen gar nicht zugelassen werden. --- Wiegand & Wiegand meinen: Ehrlichen Journalismus kann man nicht kaufen, lasst die Finger von Knebeleien!

13 Oktober 2006

Schlechte Gene für die Lebensmittelfabrikanten

Manche Krise kommt hart und plötzlich. Und sie ist womöglich rasch wieder vergessen.

Andere Krisen kleben, kommen noch Jahre nach dem Vorfall wieder in die Presse.

Und schließlich gibt es Krisen, die vor sich hin dräuen und sekündlich wieder ausbrechen können - so, wie das Thema gentechnisch veränderte Lebensmittel.

Die Gen-Problematik beschert der Narungsmittelbranche einen Krisen-Dauerbrenner, glauben Experten. Denn es war wohl nur der Anfang einer Affärenserie, dass die Importeure der Hamburger Reiskontor Handels GmbH (Euryza) im Oktober 2006 ihre Marke "Bon-Ri" ähnlich wie andere Reisanbieter komplett aus den Regalen der Supermarktgiganten abziehen mussten. Weil aus den USA eingeführte Produkte verbotener Weise gentechnisch verseuchte Bestandteile enthielten.

"Es scheint so zu sein, dass Verarbeiter und Anbieter europaweit betroffen sind", sagt Euryza-Geschäftsführer Rolf Dziedek.

- "Die Branche ist aufgeschreckt, alle Kunden wollen nun von eine Bestätigung, dass wir keinen Reis aus den USA anbieten", berichtet Rolf Eick, Geschäftsführer von Rickmers Reismühle in Bremen.

- "Es ist katastrophal und wird wohl sehr schmerzlich für uns sein", heißt es bei Müller's Mühle in Gelsenkirchen.

Wie dem Reis kann es einer Vielzahl anderer "Naturprodukte" ergehen: Genmanipulierte Lebensmittel möchte in Deutschland (und Europa) praktisch kein Anbieter im Sortiment haben. Jedoch: Samenflug oder pollensammelnde Insekten lassen sich nicht von Flächen rund um Freifelder mit gentechnisch veränderten Pflanzen fernhalten. Verunreinigungen sind jederzeit möglich.

Der Druck von Umwelt- und Verbraucherschützern ist gleichzeitig so groß, dass die Handelskette Netto jetzt schriftliche Garantien von Lieferanten verlangt, um Genmanipulationen in Produkten schadensersatzpflichtig abzuwehren.

Wie verwundbar die Lebensmittel-Branche allgemein ist, das unterstreicht eine soeben herausgegebene dpa-Meldung:

"Läuse, Motten, Kot, Würmer und Metallteile haben Lebensmittelkontrolleure im Essen einiger Menschen in Hamburg gefunden. Jede achte von insgesamt 19 000
Proben im vergangenen Jahr wurde beanstandet, sagt Thomas Kühn vom Institut für Hygiene und Umwelt. Diese waren fehlerhaft gekennzeichnet, enthielten unerlaubte Stoffe oder entsprachen nicht der vorgeschriebenen Qualität."

06 September 2006

Ist der Ruf erst ramponiert...

Der jüngste Gammelfleischskandal – durch kriminelles Verhalten eines Münchner Geschäftsmannes verursacht – hat den Ruf der deutschen Lebensmittelindustrie über Nacht erneut zertrümmert. Mit gefangen sind viele ehrbare Händler. Obwohl unbescholten ist auch ihr Ansehen nachhaltig beschädigt.

Nun ist Reputation-Management gefragt. Eine Vokabel, die nur langsam deutsche Firmenzentralen erreicht.

Die Erkenntnis, dass ein guter Ruf „verwaltet“ werden muss, ist nicht überall selbstverständlich. Reputation gilt bei Controlern als betriebswirtschaftlich „weicher“ Faktor. Also als vernachlässigbar, weil nicht in Kosten/Nutzen kalkulierbar.

Doch gerade der öffentliche Leumund ist mit entscheidend dafür, ob ein Produkt oder eine Dienstleistung gekauft oder gebucht wird – allein schon des guten Images wegen.

Ein Teil des Reputation-Managements ist die Selbstdarstellung der Firmenführung. Wenn schon der CEO öffentlich hölzern wirkt, muss auch das Firmenangebot belanglos sein, denken viele. Der CEO ist die Botschaft und sein Image schlägt sich aufs ganze Unternehmen nieder.

Die Annahme, „ist der Ruf erst ramponiert, lebt´s sich völlig ungeniert“, ist jedenfalls falsch. In der heutigen Informationsgesellschaft ist Know-how in Kommunikation und Präsentation für Großkonzerne genauso unverzichtbar, wie für Klein- und Mittelbetriebe. Führungspersonal kann ohne kommunikative Fähigkeiten schwer bestehen, zumal in Krisenzeiten.

Die Investition in eine Kommunikationsschulung rechnet sich enorm. So erzeugen das professionelle Abfassen einer Pressemitteilung, gute Kontakte zum Lokalreporter oder ein gelungenes TV-Interview unbezahlbare öffentliche Bekanntheitswerte. Das schlägt sich schlussendlich auf das Ansehen bei Kunden, Verbrauchern und Mitarbeitern nieder – und somit auf das Betriebsergebnis.

Im übrigen motiviert ein guter öffentlicher Ruf auch die Mitarbeiter und lockt qualifizierte Bewerber an.

21 Mai 2006

Sind Journalisten Feinde?

"Wer Journalisten als Feinde betrachtet, macht sie sich zu Feinden." Dieses Zitat von Dieter Schweer, PR-Manager des Jahres 1098 und einst Kommunikationsvorstand der HypoVereinbank, scheint beim Bundesnachrichtendienst (BND) unbekannt zu sein. Wie sonst ist es zu erklären, das der deutsche Auslandsgeheimdienst mehrere Journalisten für Spitzeldienste missbrauchte - und sich auch noch dabei ertappen ließ.

"Verantwortung und Glaubwürdigkeit - Kommunikation schafft und braucht Werte". So lautete das Motto des Fachtages beim Jahreskongress der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) in Halle und Leipzig. Die Kommunikationsverantwortlichen sprachen über die Verantwortung, gesellschaftliche Veränderungen in ihre tägliche Arbeit zu integrieren. Dabei wurde eine Studie vorgelegt, wonach PR-Agenturen und Non-Profit-Organisationen Verantwortung und Glaubwürdigkeit als zentrale, entscheidende und fundamentale Werte ansehen.

In scharfem Kontrast dazu steht die Erkenntnis, dass nur jeder fünfte Bundesbürger davon überzeugt ist, dass in Deutschland offen und wahrheitsgemäß informiert wird. Dabei stehen nicht nur Politik oder Wirtschaft im Fokus - jüngste Fußballskandale in Deutschland, Italien und den Niederlanden lassen ausgerechnet kurz vor WM-Beginn auch den Sport unglaubwürdig erscheinen.

Kommunikation darf - wo tatsächliches Fehlverhalten vorliegt - nicht zum Verbreiten der Unwahrheit genutzt werden. Kein Pressesprecher, keine PR-Agentur und kein Manager sollte glauben, dass Lügen und Verschweigen hilft. Noch in jeder Krise stand derjenige besser da, der Fehler zugab und nach offen nach außen war.

Im Mittelpunkt der Kommunikation steht zunehmend nicht mehr nur der Pressesprecher, sondern der CEO. Er muss Rede und Antwort stehen - firmenintern und extern. Deshalb sollte der Auftritt von Geschäftsführer oder Vorstand als strategische Komponente in der Unternehmenskommunikation funktionieren. Der Auftritt des Spitzenmanagements ist Teil des Brandings und "sogar der entscheidende Faktor für das Image des Unternehmens", betonte eine Managementexpertin kürzlich . Wohl wahr. Deshalb werden unsere Medientrainings zunehmend als ein Maßnahmenteil für Personality PR gebucht.

Während Großunternehmen die Notwendigkeit guter Kommunikation längst erkannt haben, bestehen bei Mittelständlern oft noch weiße Flecken. Dabei sind für ein kleineres Unternehmen strategische Fehleinschätzungen "meist gleichbedeutend mit seinem Ende", sagt Arnold Weissmann, Professor für Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Regensburg. Er hält es für wichtig, dass auch Mittelständler ein eigenes Unternehmensleitbild entwickeln, um sich in schnelllebigen und stagnierenden Märkten von anderen zu unterscheiden. Eine Botschaft, die bedenkenswert ist.

07 April 2006

OSTEREIER UND DIE VOGELGRIPPE - und was hat der Controller damit zu tun?



Ostern kommt mit großen Schritten näher - dieses Jahr im Zeichen der Vogelgrippe. Alarmzeit für die Geflügel- und Eierindustrie: Dürfen wir rohe Eier überhaupt noch auspusten?! Die Experten sagen, ja, aber nur nach vorherigem Abwaschen der Eier... Wir Verbraucher hoffen unterdessen, dass der gegenwärtige Vogelzug keine H5N1-Viruspandemie mit sich bringen möge.

Krisen erfordern klare Kommunikation. Darauf kann und muss man sich vorbereiten. Zum Beispiel durch Krisensimulation und Krisencoaching.

Doch wer solcherlei Training in seiner Firma vorschlägt, scheitert oft an hausinternen Hürden. Die liebste Frage des Controllers lautet: Wie viel kostet das und wie rechnet sich das?

Fredmund Malik, Leiter des Management Zentrums St. Gallen, schrieb kürzlich allen Weiterbildungsbedenkenträgern ins Stammbuch:

"Richtig angelegtes und durchgeführtes Management-Training hat nachweisbare Wirkung. Es hat konkrete, messbare Ergebnisse. Diese sind in Geld quantifizierbar. Daher kann Managementausbildung vor jedem Führungsgremium, auch den Aufsichtsräten, als ertragsbringendes Investment gerechtfertigt werden. Weniger sollte in einem gut geführten Unternehmen nicht akzeptiert werden."

Malik weiter: Führungskräfte müssten die Fähigkeit trainieren, auf schwache Signale und vage Hinweise zu achten. Manager müssten so kompetent ausgebildet werden, dass sie schließlich teuren Beratern überlegen seien, weil sie hauseigene wirksame "Problemlöser" würden.

Wir finden: Interessante Gedanken! Und wertvolle Argumentationshinweise für die hausinterne Schlacht um einen Etat für Bildungsinvestitionen.

04 März 2006

Vogelgrippe infiziert Journalisten

Wie bitter es sein kann, ungenügend auf die Anforderungen der Medien- und Informationsgesellschaft vorbereitet zu sein, hat Kerstin Kassner gespürt, die Landrätin von Rügen. Als in ihrem Sprengel der erste deutsche Geflügelpest-Virus auftrat, staunte die PDS-Politikerin über den Journalistenansturm. "Was hier mit den Medien abläuft, ist nicht zu begreifen", klagte sie mit Blick auf umherschwirrende Zeitungsleute, TV-Teams und Radioreporter.

Dabei war vorherzusehen: Die Medien verhalten sich in Zeiten der Geflügelpest nicht lieb wie Lämmer. Mit Auswüchsen ist zu rechnen. Auch wenn's traurig ist. So musste der Geflügelhof Kliewe in Mursewiek seine gut 2.000 Hühner und Enten offensichtlich nur deshalb töten, weil zu viele Journalisten ohne Seuchenvorkehrung über den Hof latschten. Der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit, Thomas Mettenleiter: "Das Problem ist, dass Journalisten sehr nahe an die toten Tiere herangehen und auch das Aufsammeln der Kadaver filmen, teilweise bis in die Kadaversäcke hinein."

Ein weiteres Problem: Die politische Inszenierung. Manch Landes- und Bundespolitiker zog zwecks Profilierung ganze Heerscharen von Berichterstattern hinter sich her. Rügener Katastrophentourismus der besonderen Art.

Doch Medieninszenierung hin oder her und egal, ob es einem passt oder nicht: Im Krisenfall geht alles ganz schnell und ganz heftig. Wer dann nicht weiß, was ihn erwartet, weil er weder gedanklich noch organisatorisch auf den Presseansturm vorbereitet ist, riskiert den Verlust der Meinungshoheit und den Vormarsch der Populisten. Das können Besserwisser von Konkurrenz, Politik oder aus den eigenen Reihen ebenso sein, wie die Pressearmada.

Journalisten sind meist darauf gepolt, in Schwarz-Weiß-Bildern zu malen ("bad news is good news"). So wird aus der schönen Ferieninsel Rügen über Nacht die "Todesinsel" (BILD).

Kassners dringendster Wunsch derzeit: "Rügen soll endlich aus den Nachrichten verschwinden." Es sind nur noch wenige Monate Zeit bis zur Feriensaison. Bis dahin muss das Image Rügens wieder zurechtgerückt werden - weitere mediale Sisyphusarbeit. Denn: Nun kommt die Krise nach der Krise. Und das gilt im Falle der Geflügelpest nicht nur für Rügen...

Quintessenz: Für Krisensituationen kann/soll/muss man sich auch in Kommunikationshinsicht präparieren.

Vogelgrippe - who cares?


Die näher kommende Vogelgrippe (korrekt: "Geflügelpest") hat nur große deutsche Unternehmen dazu veranlasst, Notfallpläne für den Fall der Ausbreitung auf den Menschen aufzustellen.[/IB] Laut Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vom Februar 2006 sind bei den 20 DAX-Firmen veilfach Verhaltensregeln aufgestellt, Medikamente gelagert und Grippeimpfungen empfohlen worden.

Nach Experteneinschätzung reichen die Vorbereitungen allerdings nicht aus. "Beim Mittelstand kommt das Thema jetzt erst an", zitiert dpa den Leiter Sicherheits- und Krisenmanagement beim Beratungsunternehmen Result Group, Christopher Schramm. Dabei könnten im Ernstfall ganze Geschäftsprozesse zum Erliegen kommen könnten. "Das geht schon damit los, dass die Mitarbeiter nicht mehr die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen."

Der Gesundheitsökonom Boris Augurzky vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) warnt, ein großflächiger Ausbruch ansteckender Krankheiten könne für Unternehmen schnell kritisch werden, besonders in einer eingespielten Kette von Zulieferern. Wenn deutschlandweit 300 000 Menschen in Krankenhäusern behandelt werden müssten und 100 000 Menschen stürben, ziehe dies volkswirtschaftliche Kosten von 25 bis 75 Milliarden Euro nach sich. Trotz dieses Risikos wird die Ausbreitung des Virus von den meisten Firmen bisher nur "beobachtet".

Was kann man tun? Ein paar Besipiele zum Nachdenken:

Bei BASF und Lufthansa haben sich nach internen Aufrufen deutlich mehr Mitarbeiter gegen Grippe impfen lassen.
Der Sportartikel-Hersteller adidas verbietet den Mitarbeuitern asiatischer Produktionsorte, lebendes Federvieh in die Fabrikküchen mitzubringen und dort zu schlachten.
Die Deutsche Bank hat ein weltweites Programm zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes, das auch bei Naturkatastrophen, Stromausfällen oder politischen Umstürzen greift.
Der Versicherungskonzern Allianz prüft unter anderem, wer von zu Hause aus arbeiten könnte.

WIE IST IHRE MEINUNG ZU DIESEM THEMA?

11 Januar 2006

Der Chef ist die message

"Oft tragen die Konzernchefs selbst dazu bei, daß sie in Ungnade fallen." Das schrieb die Tageszeitung "Die Welt" in ihrer Neujahrsausgabe. Gleichzeitig brachte das Springer-Blatt auf den Punkt, was für Manager 2006 auf der Agenda steht. "Zwölf goldene Regeln" listet "Die Welt" auf, damit Vorstände und Aufsichtsräte aus Fehlern und Erfolgen des vorigen Jahres lernen können. "Wer sie befolgt", so "Welt", "könnte künftig einen besseren Stand bei Aktionären, Mitarbeitern und Medien haben."

"... paßt auf, was Ihr wann sagt!" rät "Die Welt" den Wirtschaftsführern unter anderem. Richtige Kommunikation sei wichtig. "Wie man es nicht macht, hat die Deutsche Bank demonstriert. Genau als die Bundesrepublik erstmals in der Geschichte mehr als fünf Millionen Arbeitslose zu verdauen hatte, verkündete Josef Ackermann den Abbau von 6400 Stellen. Quasi als Sahnehäubchen gab es noch einen Milliardengewinn dazu. Die Republik war empört - und das, obwohl zuvor vom Stellenabbau über den Milliardengewinn bis zu den fünf Millionen Arbeitslosen alles schon absehbar war."

Übrigens: Neben News Timing, Wortwahl und Themenagenda knacken Unternehmenslenker in Sachen Kommunikation regelmäßig am Thema Personalisierung. Das stellen wir von Wiegand & Wiegand in unseren Inhouse-Trainings, offenen Seminaren und Coaching-Workshops immer wieder fest.

"Soll ich mich wirklich persönlich vor die Presse begeben?" ist eine häufig gestellte Firmenchef-Frage nicht nur zu Krisenzeiten. Unsere Antwort: Journalismus funktioniert nun mal über Köpfe, denn Leser/Hörer/Zuschauer finden nichts spannender, als Menschen. Ein kopfloses Unternehmen wirkt unpersönlich, kalt und womöglich bedrohlich (freilich können auch Menschen dieses Gefühl erzeugen).

Also bleibt der persönliche Medienauftritt in guten wie in schlechten Zeiten für deutsche Führungskräfte auch 2006 eine wichtige Baustelle. Wer sich zeigt und dabei glaubwürdig und authentisch bleibt, positioniert sein Unternehmen (und sich!) erfolgreich in der Öffentlichkeit - und das kann unbezifferbaren geldwerten Vorteil haben!

Die Macht der Presse...

Das ist Luxus pur im deutschen Journalismus: Eine Redaktion, die es sich leisten kann, heisse Geschichten notfalls auch mit Millionenaufwand zu recherchieren.

"Stern"-Chefredakteur Thomas Osterkorn berichtete Teilnehmern eines Medien-Workshops kürzlich von den Möglichkeiten seines Magazins, erhebliche Finanzmittel für Aktualitäten oder Enthüllungen einsetzen zu können.

Das ist gut für den "Stern". Er kann somit publizistische Unabhängigkeit auch bei Kollisionen mit Interessen seiner Anzeigenkunden wahren. Kleinere Redaktionen tun sich da schon schwerer.

Kristina Hansen, ZDF-Korrespondentin in Hamburg, beklagte bei der gleichen Veranstaltung die mangelnde Geschmeidigkeit vieler Unternehmen beim Umgang mit Medien. Oft seien Firmen-Pressesprecher nicht einmal bei Vorstandssitzungen dabei. Das führe dazu, dass Kommunikateure der Wirtschaft bei Journalistenanrufen ahnungslos bis bedröppelt dastünden. Fatal, wenn es schnell gehen muss - etwa im Krisenfall!

Wer übrigens glaubt, Medien könnten "gekauft" werden, stößt nicht nur bei den Großen der Medienrepublik auf Granit. Auch private Kommerzsender wie "Radio Hamburg" lehnen das ab. Platte product placements im Rahmen journalistischer Wortbeiträge seien für die Nr. 1 der hamburgischen Rundfunkszene kein Thema, beteuerte Sprecherin Martina Müller beim gleichen Workshop. Wer so etwas wünsche, müsse sich ans Marketing wenden, nicht an die Redaktion.

Fazit: Die sogenannte Medienkrise (Werbungsrückgänge, Redaktionsausdünnungen, Fusionen) hat zwar unbestreitbar hier und da eine Aufweichung zwischen Public Relations und Publizistik hervorgerufen. Dennoch ist es irrig anzunehmen, Journalisten würden ihre Grundsätze mal eben so über Bord werfen. Kommunikation bleibt die Aufgabe, im Kontakt mit der Presse authentisch und glaubwürdig zu bleiben sowie die Spielregeln des Journalismus zu kennen!

31 Oktober 2005

Alle gehen, die Presse bleibt

Der bisherige Kanzler geht sowieso. Der künftige Vizekanzler geht aber auch. Und der designierte Bundeswirtschaftsminister gleich mit. Wird die vorgesehene Kanzlerin überhaupt zum Zuge kommen? Ein Polit-Szenario, mit dem so wohl kaum einer gerechnet hat.

Für die Medien ist das jetzt oberspannend. BAD NEWS IS GOOD NEWS. Fette Schlagzeilen, TV-Brennpunkte und "breaking news" im Radio bringen Auflagen und Einschaltquoten.

So ist das eben. Die Presse ist kein Wohlfahrtsverein. Sie besteht aus gewinnorientierten Unternehmen. So, wie andere es auch sind.

Auch für Kommunikationsexperten ist spannend, was jetzt in Berlin passiert. Mit Gerhard Schröder tritt ein "Medienkanzler" ab - schade eigentlich. Seine vorgesehene Nachfolgerin wird dessen argumentative Agilität so wohl niemals ereichen - aber wird Angela Merkel es denn noch? Stoiber wiederum liess jüngst kaum ein mediales Fettnäpfchen aus, während "Münte" fast schon knorrig-kultig wirkte - nun fällt ein Baum.

Welche Argumente werden jetzt herausgeholt, um aus dem jeweiligen Schlamassel zu kommen? Welche Strategien werden gefahren werden? Wie werden die Medien reagieren?

Es lohnt sich derzeit in Deutschland, sorgfältig Presse, Funk und Fernsehen zu studieren!

28 September 2005

Medienmasche: Erst schlechtschreiben, dann schönreden

Erst schrieben sie die Bundesrepublik schlecht, nun wollen sie Deutschland hochloben. Und sie meinen, damit davonzukommen. Wer? Unsere lieben Medienunternehmen...

"Du bist Deutschland!" heisst die größte Social Marketing Kampagne in der Geschichte unseres Landes. Das Projekt im Wert von rund 30 Millionen Euro läuft vier Monate auf den wichtigsten Sendern, begleitet von ganzseitigen Anzeigen in Zeitungen und Magazinen. Getragen wird es von... den 25 großen Medienunternehmen sowie Rundfunk- und Fernsehanstalten.
Ziel der Kampagne ist es, die Deutschen zu mehr Optimismus und weniger Miesmacherei zu erziehen. "Deutschland redet sich selbst schlecht", sagt Bernd Kundrun, Vorstandvorsitzender von Gruner+Jahr („Stern“, „FTD“, „Gala“). Man wolle den Menschen mit Unterstützung Prominenter wie Michael und Ralf Schumacher Mut machen.

Aber: "Diese Kampagne baut Illusionen auf, denn Mut allein bringt es nicht." Sagen Kritiker.

"Wer hat denn den Standort schlecht geredet – wer hat denn die letzten Jahre immer wieder gesagt, dass Deutschland zu teuer ist?", fragt ein Blogger.

Ein anderer schimpft: "Sind deutsche Promis wie die Rennfahrerbrüder Schumacher glaubwürdige Mutmacher für Deutschland, wenn sie Steuern in Österreich bzw. der Schweiz zahlen?“

Ein weiterer Webschreiber fleht: "Und hört auf, mich dauernd zu duzen!"

"Du bist Deutschland!" – eine Medienkampagne mit Fragezeichen, die bald verpufft? Schon denkbar.

09 September 2005

Das Undenkbare: Eine New-Orleans-Flut, auch in Europa?

Ein furchtbarer Sturm ist nachts über die Nordsee getobt. Eine Springflut zerschmetterte zahlreiche Deiche. Die Niederlande, eines der am dichtesten besiedleten Länder der Welt, wurden überflutet. Die Bilanz: Über 1.800 Tote, mehr als 70.000 Evakuierte, 200.000 ertrunkene Nutztiere. Riesige Ackerplächen wurden durch Salzwasser unbrauchbar...

Was wie das Undenkbare klingt, ist wirklich passiert. Das war 1953. Nach der "Hollandflut" igelten sich die weitgehend unter Meeresspiegel liegenden Niederlande regelrecht ein. In den 80er Jahren wurde das gigantischste Deichbauprojekt der Welt abgeschlossen.

Könnte der "blanke Hans" dennoch wieder grausam zuschlagen? Unter gewissen Bedingungen schon, fürchtet Peter Dolen, Chef des niederländischen Krisenkommunikationszentrums. "Am Schreibtisch kann man jeden Plan aushecken, aber man weiß, das die Wirklichkeit anders sein wird."
Seit New Orleans 2005 wissen auch Europäer wieder, dass Undenkbares gedacht werden muss...

31 August 2005

"Charisma" - das Zauberwort für Erfolg?

Haben Sie vor einigen Tag im ZDF heute journal gesehen, wie sich Heinrich von Pierer im ZDF als Wirtschaftsberater der Kanzlerkandidatin Angela Merkel präsentiert hat? Rein kommunikativ gesehen war es keine Glanzvorstellung des einstigen Siemens-Chefs. Kein einziges Lächeln, keine begeisternde Gestik, kein emotional anrührendes Wort.

Das sagt nichts über die fraglos vorhandene Themenkompetenz von Pierers. Aber: Image ist in einer Mediengesellschaft zentral gefragt. Wer Andere überzeugen will, muss sich medial gut "verkaufen". Wer mausgrau oder espritlos wirkt, dem drohen Nichtbeachtung oder Schlechtschreiben. Denn Journalisten personalisieren gerne - Fakten, Fakten, Fakten allein sind eben doch nicht alles.
Freilich: Charisma kann nicht alles richten. Das spüren vor allem Politiker. Besonders in Wahlkampfzeiten. So steht Bundeskanzler Gerhard Schröder bei Umfragen über seine Ausstrahlungskraft stets weit vor Merkel. Doch in Stimmprozenten oder Siegeschancen schlägt sich das derzeit für Schröder nicht gerade wieder.

Image ist eine Sache - durchschlagende Wirkung eine andere. Nur wer angemessenes Auftreten und anschauliche Argumente in Einklang bringen kann, wird guter Kommunikator und angesehene Persönlichkeit zugleich. Man kann das trainieren - und sollte es auch, wenn der öffentliche Auftritt wichtig ist.

"Worte können lügen, der Körper lügt nie"
-da ist viel dran

Ach ja, nebenbei gesagt: Das nächste Medientraining von Wiegand & Wiegand dreht sich genau um dieses Thema: "Stilvoll auftreten - souverän agieren" (Hamburg, 26. + 27. 10. 2005, mehr bei MedienTraining@WiegandMedia.de).

Unterdessen sollten wir uns anschauen, welche Aura Schröder und Merkel beim "Kanzlerduell" um sich verbreiten werden. Der Countdown läuft. In wenigen Tagen ist es soweit. Termin: Kommender Sonntag, 4. September 2005, 20.15 Uhr auf mehreren TV-Kanälen. Schauen Sie hin!